
„Die Lernfähigkeit ist eine Angelegenheit der geistigen Haltung, nicht des Alters.“
Emil Oesch
Glossar
Im Glossar finden Sie kurze, verständliche Erläuterungen zentraler Begriffe aus Psychotherapie, Hypnosetherapie, Coaching, Paar- und Sexualtherapie. Die Inhalte richten sich an Klient:innen und Interessierte, die sich über Fachbegriffe informieren möchten.
B
Balance zwischen Nähe und Eigenständigkeit
Gute Beziehungen leben vom Wechselspiel: Nähe zulassen und gleichzeitig eigenständig bleiben. Wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, entstehen oft Druck oder Entfremdung. In der Paartherapie wird erforscht, wie beide sich verbunden fühlen können – ohne sich selbst aufzugeben.
Bedürfnisorientierung
Bedürfnisorientierung bedeutet, sich in der Kommunikation nicht auf Urteile oder Forderungen zu konzentrieren, sondern auf die dahinterliegenden Bedürfnisse. Sie sind universell und verbinden Menschen auf emotionaler Ebene. Trainiert wird, eigene und fremde Bedürfnisse klar zu erkennen und wertschätzend auszudrücken.
Bedürfnispyramide nach Maslow
Dieses Modell beschreibt fünf (später sechs) grundlegende menschliche Bedürfnisse, die hierarchisch angeordnet sind. Erst wenn die unteren Ebenen – wie körperliche Sicherheit oder soziale Zugehörigkeit – ausreichend erfüllt sind, rücken höhere Bedürfnisse wie Selbstverwirklichung in den Fokus. Die Stufen sind: physiologische Bedürfnisse, Sicherheit, soziale Bindung, Anerkennung und Selbstverwirklichung. In der psychologischen Beratung dient das Modell als Orientierung, um zu erkennen, wo im Leben Mangel erlebt wird – und was es braucht, um sich weiterzuentwickeln.
Bedürfnisse
Bedürfnisse sind grundlegende emotionale, soziale und körperliche Erfordernisse, die das menschliche Verhalten mitsteuern. In der Psychotherapie und Paartherapie wird oft mit dem Ziel gearbeitet, eigene Bedürfnisse besser wahrzunehmen, anzuerkennen und konstruktiv zu äußern – ohne die Bedürfnisse anderer zu übergehen.
Beobachtung vs. Bewertung
Es wird zwischen Beobachtung (konkrete, wahrnehmbare Fakten) und Bewertung (subjektive Deutung oder Meinung) unterschieden. Ziel ist es, Kommunikation klarer und weniger konfliktgeladen zu gestalten. Die bewusste Trennung hilft dabei, gegenseitiges Verständnis zu fördern.
Beziehung als Entwicklungsfeld
Beziehungen fordern und fördern uns – sie bringen alte Muster, Ängste und Sehnsüchte zum Vorschein. In der Paartherapie wird Beziehung nicht nur als Ort der Harmonie verstanden, sondern auch als Raum für persönliches Wachstum und gemeinsame Reifung.
Beziehung als sicherer Raum
In einer traumasensiblen Paarbeziehung ist das Ziel nicht Perfektion, sondern ein Raum, in dem beide sich zeigen dürfen – mit Gefühlen, Grenzen und auch mit alten Wunden. Sicherheit entsteht, wenn Rückzug, Scham oder Angst nicht verurteilt, sondern verstanden werden. Die Beziehung wird so zu einem Ort, an dem Heilung und Entwicklung möglich werden.
Beziehung nach außen schützen
Freunde, Familie, Arbeit – all das beeinflusst die Paarbeziehung. In der Therapie wird besprochen, wie das Paar sich gegenseitig schützt, unterstützt und auch Grenzen setzt. Beziehungspflege heißt manchmal auch: nicht alles mit allen teilen.
Beziehungsabbruch als Schutzreaktion
Manche Menschen brechen Beziehungen scheinbar plötzlich ab – aus Angst vor Verletzung, Nähe oder Kontrollverlust. Diese Dynamik hat oft tiefe Wurzeln in früheren Beziehungserfahrungen. In der Therapie wird das zugrunde liegende Schutzmotiv verstanden und neue Handlungsspielräume entwickelt.
Beziehungsangst
Beziehungsangst bezeichnet die Angst vor Nähe, Verbindlichkeit oder emotionaler Abhängigkeit in Partnerschaften. Sie kann sich in Rückzug, überhöhten Erwartungen oder ständiger Kritik äußern. Betroffene wünschen sich oft Beziehung, empfinden sie aber gleichzeitig als bedrohlich. In der Therapie wird an den dahinterliegenden Erfahrungen und Mustern gearbeitet.
Beziehungsangst bei unsicherer Bindung
Menschen mit unsicherer Bindungsgeschichte erleben Nähe oft als ambivalent: einerseits wird sie gewünscht, andererseits gefürchtet. Es entsteht ein Wechsel aus Annäherung und Rückzug. Therapeutisch geht es darum, Bindungserfahrungen zu reflektieren und neue, stabilere Beziehungsmuster aufzubauen.
Beziehungsanpassung
Beziehungspassung beschreibt, inwieweit zwei Menschen mit ihren Persönlichkeitsmerkmalen, Bedürfnissen und Lebensvorstellungen zueinander passen. Sie ist kein statisches Merkmal, sondern entwickelt sich im Laufe einer Beziehung. Die therapeutische Arbeit kann helfen, Unterschiede zu verstehen und gemeinsame Entwicklungsmöglichkeiten zu erkennen.
Beziehungsarbeit als Alltagspraxis
Eine gute Beziehung braucht keine außergewöhnlichen Maßnahmen – sondern bewusste Aufmerksamkeit im Alltag. In der Therapie wird deutlich: kleine Gesten, offene Gespräche und gelebte Achtsamkeit sind keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Form von liebevoller Praxis.
Beziehungsdynamik
Beziehungsdynamiken sind die wiederkehrenden Muster, in denen Menschen miteinander agieren – oft unbewusst. Dazu gehören z. B. Machtverhältnisse, Rückzug, Anpassung oder Eskalation. In der Therapie werden diese Muster sichtbar gemacht, um neue, bewusstere Formen der Beziehungsgestaltung zu ermöglichen.
Beziehungsprobleme
Beziehungsprobleme umfassen Konflikte und Schwierigkeiten in Partnerschaften, die aus unterschiedlichen Bedürfnissen, Kommunikationsstörungen oder äußeren Belastungen resultieren können. Paartherapie bietet einen Raum, um diese Themen zu bearbeiten und gemeinsame Lösungen zu finden.
Beziehungsroutine
Viele Paare erleben nach einigen Jahren, dass das Besondere im Alltag verloren geht. Gespräche werden funktional, Berührungen seltener. Die Beziehung fühlt sich wie ein „Nebeneinander“ an. In der Paartherapie wird geschaut, wie sich neue Lebendigkeit und bewusste Verbindung wieder in den Alltag bringen lässt.
Beziehungsunfähigkeit
Beziehungsunfähigkeit bezeichnet die wiederkehrende Schwierigkeit, stabile und erfüllende Partnerschaften einzugehen oder aufrechtzuerhalten. Ursachen können Bindungsängste, ungelöste innere Konflikte oder traumatische Beziehungserfahrungen sein. In der Therapie wird reflektiert, welche inneren Muster wirken und wie sich Beziehungsfähigkeit entwickeln lässt.
Binär (Geschlechtermodell)
Das binäre Geschlechtersystem unterscheidet zwischen männlich und weiblich. Diese Einteilung orientiert sich meist an körperlichen Merkmalen bei der Geburt. Das binäre Modell ist in vielen gesellschaftlichen Bereichen tief verankert – wird aber zunehmend hinterfragt, weil es die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten nicht abbildet. In der Beratung wird reflektiert, wie diese Einteilung erlebt wird und welche Begrenzungen sie mit sich bringen kann.
Bindung durch Krisen
Krisen können Paare auseinanderbringen – oder verbinden. Wenn beide lernen, sich zu zeigen, zuzuhören und Verantwortung zu übernehmen, entsteht oft neue Tiefe. In der Paartherapie wird geschaut, wie eine Krise nicht nur durchgestanden, sondern gemeinsam bewältigt werden kann.
Bindungsangst
Bindungsangst ist die Furcht vor Nähe und emotionaler Abhängigkeit in engen Beziehungen. Sie zeigt sich oft in Rückzug, starker Kontrolle oder ambivalentem Verhalten. In der Therapie kann es hilfreich sein, die Hintergründe von Bindungsangst zu verstehen und neue, sichere Beziehungserfahrungen zu ermöglichen.
Bindungsorientierte Paartherapie
In der bindungsorientierten Arbeit geht es darum, emotionale Grundbedürfnisse in Beziehungen zu erkennen – etwa nach Sicherheit, Nähe oder Wertschätzung. Viele Paarkonflikte haben ihre Wurzeln in unbewussten Bindungsmustern. Die Therapie hilft, einfühlsam miteinander in Kontakt zu kommen, statt nur an der Oberfläche zu streiten.
Bindungsstil
Der Bindungsstil bezeichnet die Art und Weise, wie Menschen in Beziehungen Nähe, Vertrauen und Autonomie erleben und gestalten. Er entwickelt sich meist in der frühen Kindheit durch Erfahrungen mit Bezugspersonen. In der Therapie kann das Verständnis des eigenen Bindungsstils helfen, Beziehungsdynamiken besser zu verstehen und neue Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Bindungssystem im Alarmzustand
Wenn frühere Verletzungen oder traumatische Erfahrungen unbewusst aktiviert werden, gerät das Bindungssystem in Alarm. In Paarbeziehungen zeigt sich das oft durch starke Rückzugsreaktionen, Überanpassung oder heftige Konflikte. In der traumasensiblen Therapie wird verstanden, dass dies keine „Beziehungsprobleme“, sondern Schutzreaktionen des Nervensystems sind – und mit Sicherheit und Mitgefühl begegnet werden müssen.
Bindungstrauma
Bindungstrauma entsteht in der frühen Kindheit durch anhaltende Unsicherheit, emotionale Vernachlässigung oder widersprüchliche Beziehungserfahrungen mit nahen Bezugspersonen. Es kann sich auf spätere Beziehungen, Selbstwert und Stressverarbeitung auswirken. Die Therapie fördert eine nachträgliche emotionale Selbstanbindung und Stabilisierung.
Bindungsverletzungen
Bindungsverletzungen sind Erfahrungen, bei denen sich jemand in der Beziehung tief verletzt, nicht gesehen oder im Stich gelassen fühlt – z. B. durch Rückzug, Untreue oder abwertende Worte. Sie hinterlassen oft Spuren im Vertrauen. In der Therapie geht es darum, diese Verletzungen ernst zu nehmen und einen Weg zur Heilung zu finden.
Bindungsvermeidung
Bindungsvermeidung zeigt sich in einem Verhalten, das emotionale Nähe auf Distanz hält – z. B. durch Rückzug, Unverbindlichkeit oder betonte Unabhängigkeit. Sie entsteht häufig aus Angst vor Verletzung oder dem Verlust von Autonomie. In der therapeutischen Arbeit geht es um die Entwicklung von Vertrauen und Beziehungskompetenz.
Biologisches Geschlecht
Das biologische Geschlecht umfasst körperliche Merkmale wie Chromosomen, Hormone, innere und äußere Geschlechtsorgane. Es ist nicht immer eindeutig und kann von der empfundenen Geschlechtsidentität abweichen. In medizinischer und psychologischer Beratung wird zunehmend sensibel mit dieser Unterscheidung gearbeitet.
Bipolare Störung
Die bipolare Störung ist eine affektive Erkrankung, bei der sich Phasen übersteigerter Stimmung (Manie oder Hypomanie) mit depressiven Episoden abwechseln. Sie beeinflusst Denken, Antrieb, Schlaf und Selbstwahrnehmung. Therapeutisch wird mit stabilisierenden Maßnahmen gearbeitet, oft in Kombination mit medikamentöser Behandlung.
Bisexualität
Bisexuelle Menschen fühlen sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen – emotional, sexuell oder romantisch. Das Erleben ist individuell sehr verschieden. In der Beratung wird häufig auch thematisiert, wie Unsicherheit oder Fremdzuschreibungen erlebt und geklärt werden.
Bitte statt Forderung
Ein klarer Unterschied zwischen einer Bitte (freiwillige Handlung) und einer Forderung (verpflichtende Erwartung): Eine echte Bitte erlaubt dem Gegenüber, frei zu entscheiden – was langfristig die Qualität der Beziehung stärkt.
Borderline-Störung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch emotionale Instabilität, impulsives Verhalten und Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen. Betroffene erleben oft intensive Stimmungsschwankungen und ein unsicheres Selbstbild. Spezialisierte Therapieformen, wie die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), können helfen, Symptome zu lindern und stabile Beziehungen aufzubauen.
Bulimia nervosa (Ess-Brecht-Sucht)
Bulimia nervosa ist eine Essstörung, die durch wiederkehrende Essanfälle und anschließende kompensatorische Maßnahmen wie Erbrechen, Fasten oder exzessiven Sport geprägt ist. Betroffene empfinden oft Scham und Schuld. Die Therapie fokussiert auf die Regulation von Gefühlen, Selbstwertarbeit und einen gesunden Umgang mit Essen.
Burnout
Burnout beschreibt einen Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der durch chronischen Stress am Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld verursacht wird. Symptome umfassen Antriebslosigkeit, Zynismus und reduzierte Leistungsfähigkeit. Therapie kann dabei unterstützen, Stressoren zu identifizieren, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und das Gleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen wiederherzustellen.
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